Antonis Paraskevas ist ein Held unserer Zeit, der allerdings niemals wirklich eine heroische Tat vollbracht hat. Er hat keine Drachen erschlagen, er hat in keinem Krieg gekämpft – er kann nicht mal fliegen! Er ist einfach ein Otto Normalverbraucher. Mit dem Unterschied: Einst wurde er angebetet. Antonis war diese Art von Typ, der jeder gern wäre, ein Nebenprodukt der Unterhaltungsindustrie, die einen Helden unserer Tage hervorbringt.
In meinem Land wimmelt es nur so von Helden-Monumenten. Auf jedem Dorfplatz steht eins. Es sieht ganz danach aus, als bräuchte eine Gesellschaft umso mehr Helden, je dekadenter sie ist. Und solange die Nachfrage nach Helden anhält, desto leichter ist es, Helden zu erfinden!
Antonis Paraskevas ist ein tragischer Held. Sein Schicksal ist vorbestimmt, sein Ende kommt unausweichlich, und es gibt nichts, wodurch er das abwenden könnte.
Die DNA meines Landes ist aus dem Material tragischer Helden gemacht.
Antonis ist kurz vor dem Zusammenbruch. Als der Held, der er ist, hat er die Verpflichtung zu überleben und an seinem Anspruch auf Unsterblichkeit festzuhalten. Und das ist’s genau, worum es bei geht bei der “Ewigen Wiederkehr”: Unsterblichkeit. Antonis mag nie ein Comeback haben – vor allem kein physisches –, aber die Erinnerung an ihn wird immer wiederkehren, bis in alle Ewigkeit. Das ist er sich selbst schuldig und allen, die ihn zu dem gemacht haben, der er war: ein Held.
Mein Land ist im Stadium des Zusammenbruchs. Getreu seiner Heldenverehrungsnatur verhalf es einer sich lange fortsetzenden Linie von Heroen zu ihrer Geburt, und mein Land tut dies weiterhin; weiter hält es fest an seinem Anspruch auf Unsterblichkeit – um jeden Preis. Das schuldet mein Land seinen Helden.
Antonis Paraskevas ist ganz allein. Seine einzige Gesellschaft: ein plärrender Fernseher, das Zwischenspiel. Wie der Chor in einer antiken Tragödie, gibt Antonis laufend Kommentare ab, entertained mit einem Lied, einem Tanz.
Mein Land ist ganz allein. Seine einzige Gesellschaft: ein plärrender Fernseher, das Zwischenspiel. Wie der Chor in einer antiken Tragödie, gibt es laufend Kommentare ab, entertained mit einem Lied, einem Tanz.
Antonis Paraskevas hat keine Identität. Er ist der, für den andere ihn halten – und er ist entschlossen, das so weiterlaufen zu lassen. An einem Tag ist er der brillierende Star, der Hauptdarsteller in einer Szene, das absolute Idol, der Mann des Jahres. Am nächsten Tag ist er pleite, unbedeutend, total abgeschrieben, ein Mann kurz vor dem Nervenzusammenbruch, ein Mann, der verloren ist.
Mein Land hat keine Identität. Es ist, wofür andere es halten. An einem Tag ist es die Wiege der Demokratie, der Ort, an dem das philosophische Denken geboren wurde. Am nächsten Tag ist es ein Drecksloch, ein Hort der Korruption und Faulheit. Mein Land hat sich noch keine Klarheit darüber verschafft, was es sein will. Es arbeitet noch am Entwurf …
Antonis Paraskevas (griechisch: Freitag) trägt den Namen eines verstoßenen Dienstboten. Mein Land ist der Dienstbote der Verstoßenen.
Elina Psykou
Born in Athens, Greece in 8/3/1977, Elina studied Film Direction at Lykourgos Stavrakos Film School and Sociology at Panteion University, both in Athens. She continued her studies receiving her MA (D.E.A) in Cultural History in Paris, France (E.H.E.S.S). In 2007, she participated in the Berlinale Talent Campus.
She has written and directed two short films and she has also directed TV spots for the National Greek Opera. Her first feature film as a director, „The eternal return of Antonis Paraskevas“, has received the first award of the Works in Progress section in Karlovy Vary IFF and premiered in Berlinale Forum 2013.
She is a partner at GUANACO Film Production Company.